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Ich will Bernau zur Modellstadt für Dach-Photovoltaik machen

04.05.2022

Wir alle wollen eine möglichst saubere und preiswerte Energieversorgung. Mit der Windkraft haben wir in Bernau problematische Erfahrungen gemacht. Viele Bernauer, vor allem in Nibelungen, Gieses Plan, Birkholzaue und Birkholz, leiden nachts unter dem Lärm. Doch wir brauchen mehr sauberen Strom.

 

Meine Lösung für das Dilemma: Mehr Photovoltaik auf unsere Dächer. Diese Anlagen sind faktisch lautlos. Und wenn wir denkmalgeschützte Gebäude und historische Ensembles auslassen, fügen sie sich auch ins Stadtbild ein, wenn sie denn überhaupt sichtbar sind. Privat habe ich mit Photovoltaik bereits positive Erfahrungen gemacht. Zuhause hat meine Familie eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. So decken wir einen Teil unseres Strombedarfs, Überschüsse speisen wir ins Netz.

 

Die Installation einer Photovoltaikanlage kostet erst einmal Geld. Doch langfristig rechnet sie sich zumeist – erst recht bei den voraussichtlich weiter steigenden Stromkosten. Für die Stadt will ich daher ebenfalls in Photovoltaik investieren. Und so langfristig Geld sparen und die Umwelt schützen. Zudem will ich den Bernauern helfen, gleichermaßen von Photovoltaik auf ihren Dächern zu profitieren – egal ob sie Mieter oder Eigenheimbesitzer sind.

 

Daher will ich ein Förderprogramm für alle Wohngebäude der Stadt ins Leben rufen. Photovoltaikanlagen sollen mit 200 Euro pro kWp gefördert werden. Dies gilt auch für Mehrfamilienhäuser, etwa die der Wohnungsbaugesellschaften. Diese müssen dann aber Mieterstrommodelle anbieten, damit auch die Bewohner von der Photovoltaikanlage auf dem Dach profitieren können. Hierfür möchte ich gemeinsam mit den Stadtwerken und den Wohnbaugesellschaften ein Modell entwickeln, das eine vergünstigte Stromversorgung der Mieter sicherstellt.

 

Auch Kleinspeicher will ich mit 200 Euro pro kWh fördern, allerdings beschränkt auf 1.000 Euro je Wohneinheit. Mit diesen Speichern lässt sich der Strom der Photovoltaikanlage zwischenspeichern und die Eigennutzung des Stroms optimieren.

 

Leider hat das Land Brandenburg im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern kein eigenes Förderprogramm für Photovoltaik. Selbst das Programm zur Förderung von Kleinspeichern wurde 2021 ohne Nachfolgeprogramm beendet. Daher will ich auf kommunaler Ebene einspringen.

 

Zahlreiche Kommunen in Deutschland haben bereits eigene Förderprogramme. Hierzu gehören unter anderem Aachen, Bonn, Braunschweig, Düsseldorf, Erlangen, Essen, Freiburg, Gelsenkirchen, Hannover, Karlsruhe, Köln, Krefeld, Mannheim, Münster, Stuttgart und Wiesbaden. Ein kommunales Förderprogramm wäre also kein totales Novum. Doch Bernau wäre meines Wissens die erste Stadt unter 100.000 Einwohnern, die ein solches Programm auflegt.

 

Bernau würde den Bürgern nicht die gesamte Anlage finanzieren, sondern nur einen Zuschuss geben. Daher halten sich die Kosten für die Stadt in Grenzen. Selbst wenn wir 1.000 Anlagen mittlerer Größe fördern, betragen die Kosten für die Stadt nicht mehr als eine Million Euro. Es wäre gut angelegtes Geld, denn es hilft der Umwelt und spart langfristig Kosten für die Bürger. Das Programm soll zeigen, wie nicht nur die Umwelt, sondern auch die Bürger von der Energiewende profitieren können.

 

Meine zweite Maßnahme betrifft die Kommune selbst. Ich möchte alle geeigneten Dächer kommunaler Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausstatten lassen. Diese sollen in erster Linie den Eigenverbrauch decken, denn die Stadt hat auch tagsüber einen hohen Stromverbrauch für Computer, Monitore, Server, Lüftungen und dergleichen. Auch hier sollen Kleinspeicher das Stromangebot puffern und Überschüsse ins Netz eingespeist werden.

 

Hintergrund für dieses Vorgehen ist die extrem hohe und zudem wachsende Differenz zwischen niedriger Einspeisevergütung und hohen Kosten für Strom aus dem Netz. Derzeit gibt es bei Dachanlagen für die Einspeisung ins Netz nur noch eine Vergütung von 5 bis 6 Cent je kWh. Für Neuverträge zahlen Bürger bei den Stadtwerken jedoch für Strom aus dem Netz inzwischen über 40 Cent je kWh. Die Stadt hat als Großabnehmer zwar günstigere Konditionen, zahlt jedoch für aus dem Netz bezogenen Strom trotzdem ein Vielfaches der Einspeisevergütung für Photovoltaik-Dachanlagen. Es ist anzunehmen, dass der Preis für Elektroenergie durch den Wegfall von billigem Erdgas, Atom- und Kohleausstieg und die Verknappung der CO2-Zertifikate weiter steigen wird. Daher lohnt es sich langfristig auch für die Stadt, einen möglichst großen Teil des Strombedarfs aus eigenen Photovoltaikanlagen zu decken.

 

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